Loch in der Erdkruste lässt Gebirge rasant wachsen
Hitze aus dem Erdinneren und globale Erwärmung lassen Patagonien schneller aufsteigen als jeden anderen Ort auf der Erde. Schuld ist ein lange versunkener Spalt in der Erdkruste. von Lars Fischer
Um mehr als vier Zentimeter pro Jahr wächst derzeit ein Teil der südlichen Anden – schneller als irgendwo sonst auf der Erde, drei- bis viermal so schnell wie andere aufsteigende Regionen der Erdkruste. Ursache ist ein von heißem, geschmolzenem Gestein gefressenes »Loch« an der Unterseite der Erdplatte, berichtet ein Team um Hannah F. Mark von der Washington University in St. Louis. Auf dem Gebirge schmilzt derzeit ebenso rasant der Patagonische Eisschild, dessen Druck auf die Erdkruste dadurch verschwindet. Beide Prozesse zusammengenommen lassen das Gebirge außerordentlich schnell in den Himmel steigen, berichtet die Arbeitsgruppe aus Chile und den USA in den »Geophysical Research Letters«.
Mit Hilfe seismischer Messungen spürte das Team direkt unter der Region des Patagonischen Eisschilds eine Zone auf, in der sich Erdbebenwellen schon in sehr geringer Tiefe auffällig langsam bewegen. Ihre Schlussfolgerung: Wo eigentlich das feste Gestein des lithosphärischen Mantels, das Schwingungen gut leitet, tief unter das Gebirge hinabreichen sollte, ist das Material heiß und weich. Vermutlich habe aufsteigende Schmelze aus der Tiefe die Unterseite der Erdplatte unter Patagonien abgetragen, schreibt die Arbeitsgruppe in der Veröffentlichung – ein Prozess, den man als thermische Erosion bezeichnet. Dadurch klafft nun in der einst dicken Erdplatte eine Lücke, über der die Kruste besonders beweglich ist. Mehr erfahren...