Seite des DGGV-Vorsitzenden 2018
Wort des Praesidenten - Dezember 2018
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
1848 haben sich erstmals Geowissenschaftler im deutsch-sprachigen Raum in einer Gesellschaft vereinigt. Ihre Ziele waren es, dem Studium der Geologie allgemeinere Verbreitung und neuen Aufschwung zu geben und "die verstreut wirkenden Kräfte zu gemeinsamer Tätigkeit zu sammeln".
Im Dezember 2018 jährt sich dieses Ereignis zum 170. mal, doch die Wichtigkeit eines solchen Zusammenschlusses hat an Bedeutung nicht verloren. Im Gegenteil, Kollaboration ist heute noch gefragter und weitreichender als es die Gründerväter Leopold von Buch und Alexander von Humboldt wohl für möglich hielten. Nicht zuletzt, weil Sprache in der Wissenschaft heute keine Grenze mehr darstellt und die technologischen Entwicklungen, wie etwa im Bereich der Digitalisierung ungeahnte Möglichkeiten erzeugt haben. Tradition verpflichtet heißt es, aber dieses Prinzip muss einher gehen mit Erneuerung und dem Ansatz, diese neuen Möglichkeiten auszuschöpfen – nur so werden sich Traditionen langfristig erhalten.
Ein Beispiel von erfolgreicher Kollaboration war die DGGV Jahrestagung am 2-6. September 2018 in Bonn die gemeinsam mit der DMG und der PalGes unter der Schirmherrschaft der DVGeo von den Mitarbeitern und Studenten vom Steinmann Institut der Universität Bonn organisiert wurde. Herzlichen Dank dafür an alle Beteiligten! Auch die anwesenden Fachsektionen der DGGV und der Kollegen aus der Geophysik haben zu einem breitgefächerten Programm beigetragen, das sich stimulierend auf inter-disziplinäre Zusammenarbeit ausgewirkt hat. Der Rahmen der Bonner Jahrestagung hat gezeigt, wie wichtig solche Veranstaltungen sind, um jungen Geowissenschaftlern eine Möglichkeit zu bieten, ihre beruflichen Netzwerke zu entwickeln und auszubauen – ein großer Vorteil gegenüber der Anonymität heute oft üblicher Megatagungen. Die jährlich, im September stattfindende DGGV Tagung hat sich in eine unersetzliche Institution entwickelt und freut sich zunehmender Beliebtheit im In- und Ausland, was auch anhand der eingegangenen Vorschläge für die Tagungsorte der folgenden Jahre ersichtlich ist – ein erfreulicher Trend.
Eine neue „alte“ Aufgabe wird es sein, die Außenwirkung der Geowissenschaftlichen Vereinigungen zu verstärken. Nur so können wir uns als Ansprechpartner für geo-relevante Fragestellungen unserer Zeit etablieren. Derer gibt es viele, angefangen vom Klimawandel, bis hin zu neuen Energiekonzepten, Zukunftssicherung der globalen Wasserversorgung, Endlagerung von Abfällen, Rohstoffsicherung oder Georisikoanalyse, Wir müssen sicherstellen, dass die Antworten der Politik darauf auf geowissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Ich bedanke mich sehr herzlich für das, von Ihnen bei der DGGV Vorstands- und Beiratswahl 2018 ausgedrückte Vertrauen und natürlich auch, bei allen Gewählten, die sich bereit erklärt haben, an der Weiterentwicklung der DGGV und der Geowissenschaftlichen Gesellschaften im Zentrum Europas mitzuwirken – nur durch eine wirksame Kollaboration wird es gelingen, den Geowissenschaften den adäquaten Stellenwert in der Mitte unserer Gesellschaft zu geben. Dies ist eine Notwendigkeit für Analyse und Bewältigung wichtiger Fragestellungen unserer Zeit. Wir sollten dabei die 1848 gesetzten Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.
Im Namen der DGGV bedanke ich mich bei Prof. Jan Behrmann, seinen Vorgängern und allen Mitwirkenden in der Gesellschaft für ihr Engagement. Sie haben die Weiterentwicklung der Gesellschaft in den letzten Jahren mit großer Kompetenz und Beharrlichkeit vorangetrieben – Chapeau! Gleichzeitig soll dies auch ein Appell sein, dass wir uns nicht zurücklehnen können, denn Traditionen bleiben nicht in Erinnerung, wenn sie nicht beständig mit Erneuerung gepaart werden. Dazu möchte ich gerne meinen Beitrag leisten und freue mich auch auf Ihre Vorschläge, kontinuierliche Erneuerung einen Teil unserer anstehenden, gemeinsamen Aufgaben zu machen.
Mit besten Gruessen
Ihr
Jürgen Grötsch