Warmphasen beeinflussen Häufigkeit von Hochwassern
Eine Analyse von Hochwassern der vergangenen 10 000 Jahre aus Geoarchiven im Alpenraum hat ergeben, dass schwächere Hochwässer seltener waren, wenn es wärmer war, große Ereignisse je nach Einzugsgebiet hingegen häufiger auftraten. Das zeigt eine internationale Studie, an der Forschende des GFZ Potsdam maßgeblich beteiligt waren.
Nach wie vor ist unklar, ob mit der Klimaerwärmung Starkniederschläge und Überschwemmungen zu- oder abnehmen. Offene Fragen gibt es insbesondere auf regionaler Ebene. Um diese zu klären, blicken Klimaforschende nicht nur mit Modellen in die Zukunft, sondern auch zurück in die Vergangenheit. In einer soeben in der Fachzeitschrift Nature Geosciences erschienen paläohydrologischen Studie wurden dazu die Häufigkeit und die Stärke von Hochwassern rekonstruiert. Dabei wurde zwischen kleinen Hochwassern (mit 10-jähriger Wiederkehrperiode) und großen Ereignissen (mit 100-jähriger Wiederkehrperiode) unterschieden. «Wir wollten beurteilen, wie sich die Hochwassergefahren in vergangenen Warmphasen entwickelt haben», sagt Flavio Anselmetti von der Universität Bern, denn es ist wichtig abzuschätzen, wie sich diese Risiken mit der Klimaerwärmung verändern. Tatsächlich sind Überschwemmungen im Alpenraum allgegenwärtig – und sie verursachen von allen Naturgefahren die höchsten Kosten. In Bergregionen wie den Alpen ist das Hochwasserrisiko wegen der Topografie und besonderer hydrometeorologischer Prozesse besonders ausgeprägt.
Rekonstruktion mit Hilfe von Seesedimenten
Nun haben Forschende aus Frankreich, der Schweiz, Deutschland und Italien Überschwemmungen im Alpenraum während der vergangenen 10 000 Jahre rekonstruiert. Insgesamt sind Daten von 7792 Hochwasserereignissen in die Untersuchung eingeflossen. Die Forscherinnen und Forscher haben dazu Informationen aus Seesedimenten ausgewertet. Sie stellen ein natürliches Hochwasserarchiv dar, denn bei Überschwemmungen transportieren Flüsse vermehrt erodiertes Material, das schließlich auf den Grund von Seen absinkt, wo es charakteristische Hochwasserablagerungen bildet, die über Jahrtausende perfekt erhalten bleiben. Durch die Analyse dieser Ablagerungen lassen sich sehr lange Hochwasserzeitreihen rekonstruieren, die viel Jahrtausende zurück reichen. Mehr erfahren...