SZ-Kommentar: Ohne Geothermie ist die Energiewende kaum zu schaffen
Viele Haushalte brauchen Gas zum Heizen. Eine günstige Alternative ist Erdwärme - doch die wurde von der Politik lange kaum beachtet und noch weniger gefördert. Das muss sich ändern. Ein Kommentar von Silvia Liebrich.
Mit hohem Tempo bastelt die Bundesregierung am Energiekonzept der Zukunft. Ein Konzept, das Deutschland unabhängig von russischem Öl und Gas machen soll. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will dabei vor allem auf Wind und Sonne setzen, wie das gerade vorgelegte "Osterpaket" zeigt. Eine wichtige nachhaltige Quelle scheint Habeck in seinem Planspiel vergessen zu haben: Tiefenwärme aus dem Erdinneren.
Geothermie ist die wohl am meisten unterschätzte Energiequelle in Deutschland: CO?-frei, Tag und Nacht verfügbar und im Vergleich zu Windrädern und Solaranlagen schonend für das Landschaftsbild. Prognosen zufolge könnte sie fast ein Viertel des Heizenergiebedarfs in Deutschland decken. Dies setzt allerdings voraus, dass entsprechend gefördert und investiert wird. Doch genau daran hapert es.
Von der Politik wird Geothermie seit Jahren geradezu stiefmütterlich behandelt. Während der Staat den Einbau von Gasheizungen bis vor Kurzem noch großzügig förderte, hielten sich die Beihilfen für Tiefengeothermie-Anlagen sehr in Grenzen. Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Forschung, wo ein großer Teil der Mittel in Wasserstoff-Technologien fließt.
Zwar kommen inzwischen in vielen neugebauten Einfamilienhäusern Wärmepumpen zum Einsatz, die Oberflächenwasser nutzen. Kaum ausgeschöpft werden dagegen thermische Quellen für Fernwärmenetze in Ballungsräumen und Kommunen. Die meisten werden vor allem mit Gas und Kohle betrieben, was für viele Mieter und andere Abnehmer nun zur Kostenfalle wird.
Mehr erfahren...