Polarforscherin Arndt: "Mich fasziniert der gefrorene Ozean"
Stefanie Arndt war Teil der größten Arktisexpedition aller Zeiten. Ein Gespräch über magische Momente, Klimawandel und Schneekristalle
Interview - Karin Krichmayr, 14. September 2021, 06:00
Ein ganzes Jahr lang driftete der deutsche Forschungseisbrecher Polarstern durch das Nordpolarmeer – festgefroren an einer riesigen Eisscholle. Mehrere Monate lang war Stefanie Arndt als Leiterin des internationalen Meereis-Teams an Bord. Das Ziel der Mosaic-Mission: anhand der Entwicklung des Polareises bisher unerreichte Einblicke in das Klimasystem der Arktis zu bekommen.
STANDARD: Sie forschen auf Eisschollen in der Arktis und der Antarktis, verbringen bei Ihren Polarexpeditionen oft Wochen und Monate auf einem Eisbrecher oder auf einer Forschungsstation. Was ist Ihre Beziehung zu dem Wasser, das Sie hier ständig umgibt?
Stefanie Arndt: Ich freue mich nicht so sehr über offene Wasserflächen, da sie uns vor allem in der Arktis deutlich den Klimawandel vor Augen führen. Wenn ich in der Antarktis forsche, fasziniert mich der weiße, gefrorene Ozean. Es ist für mich ein ganz besonderes Gefühl, wenn ich auf so einer Eisscholle sitze und mir vorstelle, wo auf dem Globus ich mich gerade befinde: über viele Tausend Kilometer in alle Himmelsrichtungen nur von Wasser umgeben. Nicht selten trennt mich nur ein halber Meter Eis von 3000 bis 4000 Kilometern Wasser unter mir. Das vermittelt mir die Einsamkeit in diesem Moment, strahlt aber auch eine besondere Magie aus.
STANDARD: Bei Ihren Expeditionen arbeiten Sie unter Extrembedingungen, bei Eiseskälte und Isolation – wie abenteuerlich oder auch anstrengend kann man sich das vorstellen?
Arndt: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es ist kein Abenteuer! Ich habe bis jetzt an zehn schiffsgestützten Expeditionen teilgenommen und habe dennoch immer diesen Entdeckerdrang. Man kann sich nicht auf alles vorbereiten, da jede Expedition neue Herausforderungen mit sich bringt. Das macht es so spannend.
Mehr erfahren....