Klimawandel und die Berge: Studie belegt Anstieg von Erdrutschen in Hochgebirgslagen der Ostalpen
Freie Universität Bozen
Wissenschaftler*innen der Forschungsgruppe “River Basin Group” der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik der Freien Universität Bozen sowie des Instituts für Geowissenschaften der Universität Potsdam haben nachgezeichnet, dass die Erderwärmung und das Schmelzen von Permafrost in Hochgebirgslagen zu einer höheren Instabilität von Hängen führen. Die Ergebnisse ihrer Studie wurden nun in “Earth Surface Processes and Landforms“ veröffentlicht.
Der Klimawandel führt zu einer immer sichtbareren Veränderung der Gebirgsmorphologie. Das belegt die Studie "Pronounced increase in slope instability linked to global warming: A case study from the eastern European Alps". In ihrem Rahmen untersuchten die Autor*innen Sara Savi (Universität Potsdam und Gastforscherin an der unibz), Francesco Comiti (unibz) und Manfred Strecker (Universität Potsdam) alle Hangveränderungen und Erdrutsche, die in den vergangenen 70 Jahren im Einzugsgebiet des Suldenbachs im Obervinschgau verzeichnet wurden. Dabei zeigte sich, dass steigende Temperaturen und kürzere Frost-Tau-Zyklen der Permafrost-Boden die größte Bedrohung für die Stabilität von Hängen auf einer Meereshöhe über 2500 Metern darstellen.
„Bereits seit mehreren Jahrzehnten setzt sich die Wissenschaft damit auseinander, welche Rolle der Klimawandel bei Hangrutschungen und Felsstürzen im Hochgebirge hat”, erklärt Francesco Comiti, Professor für Naturgefahrenmanagement in alpinen Regionen. „Aktuell gibt es besonders viele Forschungsprojekte im alpinen Hochgebirge der Westalpen oder in Gebirgsketten anderer Kontinente. Unsere Studie zählt dagegen zu den ersten in den zentralen Ostalpen, die alle „Indizien” gesammelt hat, die uns die zeitliche Entwicklung und die Gründe für die Zunahme von Hangrutschungen besser verstehen lassen.”
Um die Veränderungen im Hochgebirge zu analysieren, hat das Forschungsteam sich auf die Suche nach „Narben” begeben. Sprich: Sie verglichen Luftbilder des Untersuchungsgebietes seit den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg bis heute und rekonstruierten auf diese Weise die diversen Hangrutschereignisse (insbesondere in Form von Steinschlägen). Dabei zeigte sich ein deutlicher Anstieg ab dem Jahr 2000. Die zunehmende Erderwärmung hat im Untersuchungsgebiet auch dazu beigetragen, dass die Abbruchstellen von Felsstürzen um rund 300 Meter nach oben gewandert sind – in Folge einer Kombination der thermischen Veränderungen im Gestein und des Schmelzens von Permafrost. „Die höheren Temperaturen führen zum Abschmelzen der Schneedecke. Das Schmelzwasser durchdringt den Felsen und führt bei abfallenden Temperaturen zum sogenannten „frost cracking”: Sprich, das Wasser friert und die damit verbundene physikalische Ausdehnung führt zum Bruch und Sturz des Fels”, erklärt Comiti. Mehr erfahren...