Klimawandel: „Die bisherigen Risikoabschätzungen waren zu optimistisch“
Geograph Matthias Garschagen ist ein Leitautor des neuen Sachstandsberichts des Weltklimarats. Im Interview spricht er über Risiken und Anpassungsmöglichkeiten an die Folgen der Erderwärmung.
Hinter Matthias Garschagen liegt eine Mammutarbeit: Für den zweiten Band des Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPCC) hat er gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen weltweit Tausende Studien zu Risiken und Anpassungen infolge des Klimawandels ausgewertet, von denen schließlich über 34.000 in den Bericht eingeflossen sind. Als einer der Leitautoren gehörte Garschagen zudem zu den Forschenden, die im letzten Schritt das zwanzigseitige „Summary for Policymakers“ mit Delegationen aus 195 Staaten Satz für Satz durcharbeiteten und verabschiedeten. Am Ende des Prozesses steht ein Werk, das weltweit anerkannt den derzeitigen Stand der Wissenschaft präsentiert. Heute wird der Bericht veröffentlicht, und er macht deutlich: Die Weltgemeinschaft hat nicht mehr viel Zeit, um zu handeln.
Worum geht es in dem aktuellen Bericht?
Matthias Garschagen: Im IPCC gibt es drei Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die zweite Arbeitsgruppe, deren Bericht jetzt veröffentlicht wurde, bewertet die Folgen des Klimawandels.
Der Bericht befasst sich vor allem mit den Risiken und Auswirkungen sowie der Anpassung an den Klimawandel. Er fasst den Sachstand der wissenschaftlichen Debatte, die ja sehr umfassend ist, zusammen und bereitet ihn für politische Entscheidungsträger auf. In der Klimawandelforschung gibt es eine große Zahl an Publikationen, gerade auch zur Abschätzung von Risiken und Verwundbarkeiten sowie zu den Anpassungsmöglichkeiten an den Klimawandel. Der Bericht hilft beim Verständnis, ob wir als Weltgemeinschaft auf einem Kurs sind, mit dem wir die Risiken des Klimawandels entsprechend dem Pariser Abkommen im Griff halten können. Er ist sehr wichtig, um die politische Entscheidungsfindung zur Klimaanpassung ganz konkret auf der globalen, aber auch auf der nationalen und lokalen Ebene zu unterstützen. Mehr erfahren...