Klimakatastrophe: Ein Eisschelf weniger und ein bedrohlicher Trend
Auch wenn der Zusammenbruch des Conger-Eisschelfs allein kein großes Problem darstellt, so kommen solche Ereignisse immer häufiger vor. Das führt zu Problemen, warnen Fachleute in einem Gastbeitrag.
Hilmar Gudmundsson, Adrian Jenkins und Bertie Miles
Das Conger-Schelfeis der Ostantarktis – eine schwimmende Plattform von der Größe des halben Saarlands – ist am 15. März 2022 vom Festland abgebrochen, wie auf Satellitenbildern zu sehen ist. Diese Entwicklung hatte sich schon länger angebahnt: Seit Beginn der Satellitenbeobachtungen in den 1970er Jahren löste sich die Spitze des Schelfs in Eisberge auf. Glaziologen bezeichnen solche Vorgänge als Kalben.
Das Conger-Schelfeis war so bereits auf einen 50 Kilometer langen und 20 Kilometer breiten Streifen reduziert, der am einen Ende mit dem riesigen kontinentalen Eisschild der Antarktis und am anderen Ende mit dem eisbedeckten Bowman Island verbunden war. Durch zwei Kalbungsereignisse am 5. und 7. März verringerte sich das Schelfeis weiter, löste sich von Bowman Island und brach eine Woche später endgültig zusammen.
Die weltweit größten Schelfeisgebiete grenzen an die Antarktis und verlängern den Eisschild bis ins kalte Südpolarmeer. Kleinere Schelfeisflächen befinden sich dort, wo das Kontinentaleis in Grönland, Nordkanada und der russischen Arktis auf das Meer trifft. Wenn ein Schelfeis wie der Conger-Eisschelf zusammenbricht, fließt das auf dem Boden liegende Eis, das einst hinter dem Schelfeis zurückgehalten wurde, schneller ab. Wenn die bremsende Kraft des Schelfeises wegfällt, stürzt mehr Eis in den Ozean.