In die Vergangenheit der Antarktis bohren, um in die Zukunft zu schauen
Kann die Einhaltung der CO2-Emissionsziele und die damit verbundene Begrenzung der globalen Erwärmung verhindern, dass das Eis der Antarktis katastrophal schmilzt? Ein internationales Forschungsteam bereitet sich darauf vor, ins Sediment des Meeresbodens tief unter dem antarktischen Ross-Schelfeis zu bohren, um dies herauszufinden.
Das Antarktis-Forschungsprojekt SWAIS 2C (Sensitivity of the West Antarctic Ice Sheet to 2 Degrees Celsius) wird mit 4,6 Millionen US-Dollar aus Neuseeland, den Vereinigten Staaten, Deutschland, Australien, dem Vereinigten Königreich und der Republik Korea für Feldarbeiten gefördert, mehrere Nationen planen weitere Unterstützung. Das Internationale Kontinentale Bohrprogramm (ICDP) bezuschusst das Projekt mit 1,2 Millionen US-Dollar – das erste Mal für ein antarktisches Bohrprogramm. Forschende des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) sind federführend eingebunden, Richard Levy (GNS Science und Te Herenga Waka – Victoria University of Wellington) und Molly Patterson (Binghamton University, Binghamton, New York, USA) leiten SWAIS 2C.
In SWAIS 2C soll vor allem die Empfindlichkeit des westantarktischen Eisschildes gegenüber einer globalen Erwärmung von 2°C untersucht werden. Geologische Archive aus dem Inneren der Westantarktis sollen Auskunft darüber geben, wie sich das Eis in früheren Zeiten verhalten hat, als ebenso warme Temperaturen herrschten, wie sie für die kommenden Jahrzehnte prognostiziert werden. Diese geologischen Aufzeichnungen könnten zeigen, ob es in unserem Klimasystem einen Kipppunkt gibt, der zum Abschmelzen großer Eismassen führt und somit den Ozean um viele Meter ansteigen lassen würde. Der westantarktische Eisschild enthält genug Eis, um den Meeresspiegel weltweit um etwa vier Meter anzuheben. Mehr erfahren...